Historischer Rückblick oder wie alles begann

Orlishausen war schon immer eine aktive Gemeinde. So war es nur eine Frage der Zeit, bis sich in Orlishausen nach der entbehrungsreichen Nachkriegszeit der Fasching seinen Weg suchte.

So fand 1956 der erste Fasching in Orlishausen statt, der in Anlehnung an alte Traditionen wie z.B. das Angerfest, das bis zum Krieg ein kultureller Höhepunkt in Orlishausen war.

1957 Garde mit Präsident und Prinz
Manfred Schmidt, Otto Friedrich, Werner Friedrich, Otto Mathesius, Präsident  Hermann Schlitter, Egon  Schlitter, Gerhard Büchner, Ulrich Pöll,  Reinhöfer, Wolfgang Hoffmann, Werner Beyer, Martin Schwarzenau, Werner Vetter, Gerhard Schwarzenau, Kurt Voigt

Dieses, alle 4 Jahre gefeierte, Fest zog auch schon damals viele Gäste an. Auch fanden zu dieser Zeit schon wieder 3 Maskenbälle statt. Einer ausgerichtet vom Volkschor in der Schenke sowie je einer vom Kleintierzuchtverein und vom Sportverein im Gasthof. Es ist belegt, dass damals pro Maskenball zwischen 60-80 Masken auftraten. Unter Anregung und Leitung von Herrmann Schlitter und seinen Narren begann der Fasching in Orlishausen Gestalt anzunehmen.

1958 Garde mit Prinz  
v.l. Manfred Schmidt, Werner Vetter, Wolfgang Hoffmann, Erich Pieloth, Ulrich Pöll, Prinz  Otto Friedrich, Helmut Beyer, Werner Näther, Erhard Schreiber, Otto Mathesius, Peter Weinreich, Fritz Schwarzenau, Franz Nagis, Kurt Voigt,
kniend: Wolfgang Schelle, Egon Schlitter

Motivwagen Zeiss – Teleskop 1958

Motivwagen Narrenschiff  1958

Altweibermühle 1958

Historie

1957 Umzugsende auf dem Schenkplatz
rechts im Bild ist der eingezäunte Gefängnisbereich zu sehen

Mit Unterstützung der damals existierende Vereine wie die Laienspielgruppe, dem Chor, der Radsportler, Spintenclubs und viele anderer Mitwirkenden wurde ein erster Faschingsumzug auf die Beine gestellt.
Von Anfang an war ein Elferrat, ein Prinzenpaar, eine berittene Prinzengarde sowie viele Motivwagen  mit dabei.

Historie

1959 Umzugsende auf dem Schenkplatz

Motivwagen Komet 1960

Motivwagen Schneewittchen und die sieben Zwerge 1958

Motivwagen der Jugend 1959

Die Zahl von c.a. 100 mitwirkenden Pferden ist überliefert. Eine Große Anzahl von Kostümen wurde vom Kostümverleih Panse aus Erfurt bezogen. Am Tag des Umzuges wurden an den drei Zufahrtsstraßen nach Orlishausen Zollhäuschen mit Schlagbaum errichtet und unter „militärischer Bewachung gestellt“. Von jedem der während des Umzuges nach Orlishausen hinein wollte, wurde ein Wegezoll erhoben. Ein 1956 am Schlagbaum beim Gasthof aufgehängtes Schild mit dem Spruch „Es rollt der Rubel, es lachen die Banditen“ erregte so viel Aufsehen, das die Sicherheitsbeamten aus Sömmerda anrückten und verlangten, dass dieses Plakat innerhalb von zwei Stunden wieder abgenommen werden müsste. 
Dem wurde nur ungern Folge geleistet. Hätte man sich damals anders entschieden, konnte das schon das Ende des Faschings bedeuten. Zum Glück beruhigten sich die Gemüter, und der erste Fasching wurde ein Erfolg. In den Jahren danach war der Umzug der Höhepunkt des Faschings. Am Abend wurde auf den Sälen weiter gefeiert. So wurde auch damals schon einige Büttenreden, Sketche und Gesangseinlagen vorgetragen.

Historie

Wagen des Prinzenpaares mit berittener Garde 1960

Prinz mit Garde 1960

Stehend v.l.Peter Weinreich, Karl Heinz Eichholz, Kurt Voigt, Werner Beyer, Dieter Teichert, Prinz Waldemar Schneider, Helmut Werner, Werner Vedder, Fritz Schwarzenau, Helmut Peter 
knieend v.l. Erwin Kiunke, Manfred Draheim, ?  ,  Manfred Schmidt

Abholung des Prinzenpaares
R
osi und Waldemar Schneider von zu Hause vor Umzugsbeginn  1960

Festwagen des Prinzenpaares am Bossens Platz 1960

Historie

1957 „ Die   Räuberbande“

Zum Fasching gehörte auch eine Räuberbande. Das Hauptziel der Räuberbande war es die Prinzessin zu rauben, welches Ihnen auch 1956 gelang. Dazu ist folgende Anekdote bekannt: Während der Umzug mit dem Festwagen des Prinzenpaares durch das Oberdorf fuhr, preschte plötzlich aus dem Gehöft von Karl Hoschke, ein mit Räubern besetzter Gespannwagen heraus. Den Überraschungseffekt nutzend, gelang es den Räubern die Prinzessin „Lisbeth I.“ in ihre Gewalt zu bringen und sich dann mit ihrer Beute, im „Räubernest“ Gasthof zu Bosse, zu verschanzen. Darauf erfolgten Verhandlungen mit dem Elferrat und schließlich wurde die Prinzessin von den Ministern freigekauft. Dabei wurden dann auch wieder die Räuber ausgetrickst, weil ein Teil des Lösegeldes Falschgeld war.

Historie

Schlüsselübergabe von Zeremonienmeister Franz Nagis an den Prinzen Otto Friedrich 1958

Einkehr des Prinzen und des Elferrates in die Schenke 1960
v.l. Wolfgang Schelle, Erich Kanzler, Waldemar Schneider, Präsident Herrmann Schlitter, Günter Ziegenhorn 

Nach der Schlüsselübergabe 1960
Wolfgang Schelle, R. Kästner, Herrmann Schlitter, Fritz Werner, Waldemar Schneider, Kurzhals, Hugo  Kunze

Elferrat  mit Narrengesetzbuch 1957
v.l. Otto Stachowski, Albert Sauer, Hermann Kühndorf, Werner Tänzer, Hermann Schlitter, Karl   Fiedler, Kurt Eggstein, Reinhöfer, Hugo Kunze, Kurt Feine, Mikolajczyk

Eine weitere Episode fand im Jahr 1960 statt.
Am Faschingswochenende galt ein eigenes Gesetz mit verschiedenen Paragraphen. Einer davon besagt, das es ab 12:00 Uhr nicht  mehr erlaubt war ohne Faschingverkleidung oder Narrenkappe auf die Straße zu gehen. Kontrolliert wurde diese von der Prinzengarde, die zur Ahndung von Verstößen auf dem Schenkplatz einen Verschlag als Gefängnis samt Galgen errichteten. „Gesetzesbrecher“ wurden dort inhaftiert und hatten die Möglichkeit sich wieder frei zu kaufen. Darin ist dann aus Spaß und eigenen Wunsch der Dorfpolizist gelandet. Er wurde symbolisch am Galgen hochgezogen. Was einige Zuschauer zu solchen Ausrufen bewegte wie: „Lasst ihn hängen, dann können wir wenigstens wieder unsere Gänse heraus lassen“. Dies wurde wiederum fehl interpretiert und sorgt in der eh schon angespannten innenpolitischen Lage für weiteren Zündstoff. Einige Mitwirkende des Faschings  bekamen danach erhebliche Probleme durch den Partei und Staatsapparat.

Doch nach 1960 fand der Fasching ein vorläufiges Ende, wofür hauptsächlich die verschärfte Zwangskollektivierung der Orlishäuser Bauern verantwortlich war. Dies wurde von vielen als ein schweres persönliches Unglück angesehen. Man hatte andere Sorgen als Fasching zu feiern. Die Umstellung auf Traktorentechnik hatte außerdem zur Folge, dass viele Pferde abgeschafft wurden, die dann nicht mehr für die Umzüge zur Verfügung standen. Zu allen Problemen kam dann auch noch hinzu, dass der führende Kopf des Faschings, Herrmann Schlitter plötzlich verstarb. Es folgte eine 4 jährige Pause.

Neubeginn 1965

1965 wurde der Fasching in Orlishausen unter Federführung von Günter Ziegenhorn, Karl Fiedler und Franz Nagis wieder belebt.
Von den früheren Elferratsmitgliedern, Gardisten und anderen ehemaligen Mitwirkenden konnten viele wieder für einen Neuanfang begeistert werden. Auch neue Faschingsfreunde wurden dazu gewonnen.

Historie

Elferrat 1965
v.l.   Waldemar Schneider, Werner Tänzer, Fritz Schwarzenau, Karl Fiedler, Erich Kanzler Richard Kästner, Otto Matthesius, Prinz Günter Ziegenhorn, Werner Batze, Werner Vedder, Erwin Kiunke, Lothar Hoffmann

Der Fasching in Orlishausen vollzog eine Wandlung vom Straßenfasching zum Bühnenfasching. Seit dem ersten Büttenabend, 1965, findet der Fasching auf dem Saal der Schenke, „Gasthaus zur Tanne“, statt. Das erste Programm bestand aus Büttenreden, Gesangseinlagen und Sketchen.

1. Elferratsauftritt
v.l. oben W. Batze, F. Schwarzenau, W. Vedder, L. Hoffmann,
sitzend v.l. E. Kiunke, W. Schneider, G. Ziegenhorn, O. Mathesius

Den Aktiven des FCO wurde es dabei nicht leicht gemacht den Saal zu füllen. Das neue Medium Fernsehen, mit seinen Übertragungen der Fastnachtssitzungen aus Mainz und Düsseldorf, fesselte manchen Faschingsfreund vor dem Fernseher.

Historie

Prinzenpaar 1965
K. Kühndorf geb. Schlitter, G. Ziegenhorn

Dem Prinzenpaar kam beim Fasching eine große Bedeutung zu. So wurde  der Prinz bei einer Sitzung am 11.11.für die nächsten zwei Jahre von dem Elferrat bestimmt. Zur  Schlüsselübergabe wurde der Prinz von der Garde und dem Zeremonienmeister von seinem Wohnsitz abgeholt und in die, „Narrhalla“, Schenke gebracht. Das ging natürlich nicht ohne Begrüßungsschnaps ab.

Historie

1966 Abholung des Prinzen Günter Ziegenhorn durch die Garde von zu Hause

1966 Prinzenpaar mit Garde 
stehend v.l.Karl Heinz Eichholz, Martin Schwarzenau, Karl Werner, Günter   Rubisch(verdeckt), Günter Ziegenhorn,   Georg Weiß, Lena Ziegenhorn, Reiner Böhm, Alfred Eiermann, Wolfgang Böhm, Gerhardt Barth, knieend v.l. Sigmar Grünberg, Dieter Eichholz, Bertold Büchner, Falk Kudling

Prinz und Elferrat 1966
v.l. E. Kiunke, O. Mathesius, W. Batze, W. Vedder Prinz G. Ziegenhorn, W.Schelle, W. Schneider, L. Hoffmann, M. Schwarzenau F. Schwarzenau

1966 Gruppenbild mit Bürgermeister und ABV nach Schlüsselübergabe

Die Prinzessin wurde vom Zeremonienmeister ausgewählt. Bis zum ersten Büttenabend sollte nicht einmal der Prinz wissen, wer seine Prinzessin ist. Das Geheimnis wurde erst zu der Abendveranstaltung gelüftet. So wurde die Prinzessin, Karin Kühndorf geb.Schlitter, mit einer Sänfte auf die Bühne getragen. 

1965 gab es auch den Startschuss zum Ausbau der Festwiese. Diese Festwiese war das Domizil des späteren Dorfclubs. Da der Fasching saisonal bedingt ist, waren viele Faschingsfreunde außerhalb der Faschingszeit im Dorfclub aktiv und organisierten auch die Kirmes und viele Tanzveranstaltungen auf der Festwiese.

Seit 1966 wurde auch etwas für das Auge geboten. Margot Fiedler gründete die erste Tanzgruppe.

Historie

v.l.  Sylvia Eierman geb. Pietsch, Ilona Beblo geb. Wagner, Prinzessin Lena Ziegenhorn geb.    Kanzler, Gudrun Schaaf geb. Kanzler, Heidemarie Rubisch geb. Böhm, Christina Werner geb. Kanzler,
kniend:  Hannelore Weber, Adelheid Hennicke geb. Kiunke, Hildburg Kühndorf geb. Schmidt, Margret Klos geb. Werner